Experiment 7 Protokoll

 

Datum: 14.06.2012

Zu den Personen: Anwesend waren VP 6 und VP 8

Informationen zur Improvisationsgruppe Nordstemmen

Protokoll

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4

Phase 5

Phase 6

Phase 7

Phase 8

Phase 9

Phase 1: Freie Improvisation

Hörbeispiel: E7 Phase 1

 

Nachgespräch

VP 8:

Das war schön, dass das noch weiterging. Da war ja schon so ein Schluss.

C. E.:

Fand ich auch. Ich wollte da noch nicht aufhören und deshalb habe ich noch mal angesetzt.

VP 8:

Mit drei Spielern ist das so schön durchsichtig. Da hört man wirklich alles.

Phase 2: Freie Improvisation mit der Altflöte

Hörbeispiel: E7 Phase 2

 

Phase 3: Stille Post

Aufgabe mit der Spielregel ein Motiv herumgehen zu lassen („Stille Post“) . Der Spieler, der dran ist, versucht wirklich auf den Vorgänger Bezug zu nehmen. Zunächst der Versuch 100% zu imitieren, dann 10% Veränderung, dann 50% Veränderung und dann 70% Veränderung.

Phase 4: Freie Improvisation

Aufgabe: Bewusste Entscheidungen über Initiation von Material, Veränderung von Material und Möglichkeit zu individuellen Pausen .

Hörbeispiel:  E7 Phase 4

 

Aus dem Nachgespräch

VP 8:

Ich habe das eine ganze Zeit genossen. Das war wunderschön. Und dann trotzdem aus einer anderen Motivation heraus  habe ich gedacht: Wir sind ja zu dritt. Und dann  … , wir….

VP 6:

Ich habe mich irgendwann gefragt: Warum spiele ich überhaupt. Ich könnte ja auch aufhören und es ist wunderschön.

VP 8: (…)

Also, ich habe so versucht die 100% oder 90% schon anders zu spielen als ihr. Aber da sind merkwürdige Sachen passiert. Abgesehen von eurem wunderbaren Zusammenspiel war da manches auch ganz schön fremd. Also, immer wenn du scharf spieltest, habe ich lyrisch gespielt. Aber so richtig harmoniert hat das nicht. Ich fand das schon ein Stück, was sehr sperrig war. Und da ist mir so klar geworden. Oft ist es ja doch so, dass ich etwas aufnehme, oder etwas fortsetze, oder mich irgendwo einklinke. Und das habe ich jetzt eben gezielt nicht gemacht. Und dadurch ist das sperrig.

C. E.:

Man ist dann so selbständig.

VP 8:

Ja, sehr.

C. E.:

Das geht mir immer so, dass ich dann denke,  jetzt spiele ich etwas anderes, wie alle anderen. Und bloß dabei bleiben! Sonst ist es nämlich unüberzeugend.

VP 8:

Ne, dabei bleiben. Das ist es genau. Den Mut muss man wirklich haben. Ich spiele jetzt nicht wie die anderen. Die können mir versuchen, was aufzudrücken, aber ich schaffe das nicht.

C. E.:

Darum geht es ja gar nicht. Aber diese Farbe ist jetzt mein Anteil zu dem Ganzen, oder dieser Charakter. Und das Stück wäre anders, wenn das nicht da wäre. Und wenn du mit mir mitspielst. Klar, die Flöte bringt eine andere Farbe.

VP 8:

Irgendwann wird es langweilig.

C. E.:

Nö, irgendwann ist es so, ob wir das zu zweit machen oder einer alleine…

VP 8:

Das spielt nicht so die Rolle.

C. E.:

Nicht mehr so eine große jedenfalls.

Kommentar zur Musik

Der Eindruck von VP 8, dass das Stück eher sperrig war und dass sie sehr eigenständige Stimmführungen gewählt hat, wird durch die Dokumentation des Hörbeispiels nicht bestätigt. Die Flöte hat häufig eine dialogische Stimmführung zum Cello und auch Klavier. Sie geht teilweise in lyrische Melodieführungen, während die vom Klavier und Cello begleitende Bewegungen hinein gesetzt werden. Das angesprochene Duo zwischen VP 6 und CE wirkt im Gesamtkontext des Stückes organisch und nicht überlang. Der Einsatz von VP 8 mit Flatterzungentönen, auf den sie sich in dem Gespräch bezieht, wirkt etwas gewollt. Allerdings lösen VP 6 und CE ihr Duo kurz danach auf und es entsteht ein Klangteppich, in den sich die Flöte organisch integrieren kann.

Phase 5: Laborraum 2

V3 (Unstabile Position)

1. Stück

VP 8 sitzt ganz weit nach vorne gebeugt.

VP 6 sitzt mit dem Oberkörper zu einer Seite geneigt, so als wenn sie fast vom Stuhl fällt.

CE hat ein Knie am Boden und das andere Bein mit dem Fuß auf dem Stuhl, so dass sie auf der Ferse sitzt.

Hörbeispiel: E7 Phase 5.1

Zusammenfassung des Nachgespräches

VP 8 und C. E. stellen fest, dass es über die lange Strecke eine sehr unbequeme Position war.  Sie hatten das Bedürfnis, die Position zu verändern.

VP 6 hat sich wie eine Pantomimespielerin gefühlt. Sie hat ihre Bewegungen führen lassen.

VP 6:

Für mich war das wie ein Pantomimetheater. (…) Ich habe mich bewegt hier und da und meine Gedanken waren nicht so ganz da.

2. Stück

Positionen, die nicht zu anstrengend sind.

VP 8 sitzt auf dem Boden angelehnt und mit den Beinen nach vorn ausgestreckt.

VP 6 sitzt extrem weit hinten

C. E. hat das rechte Bein nach vorne gestreckt und das linke Bein nach hinten mit dem Knie am Boden und den Zehen aufgestellt.

Hörbeispiel: E7 Phase 5.2

Aus dem Nachgespräch

VP 8:

Für mich ist das sehr einschränkend. Ich bin da nicht so frei. Auch bin ich nicht so klar, wo meine Achse ist.

C. E.:

Für mich ist einfach interessant, ob sich die musikalischen Entscheidungen verändern. Ich hatte gerade schon ein wenig das Gefühl.

VP 8:

Für mich ist das erstmal einschränkend. Ich habe eben vor allem immer rhythmisch versucht etwas anderes, wie ihr zu machen.

VP 6:

Für mich war das ein ganz anderes Gefühl. So kann man so sein cooles Gewicht hinein geben. Wenn ich Pedal trete. Sonst sitzt man immer so ordentlich beim Klavierspielen und jetzt einfach so …

3. Stück

Gleiche Versuchsanordnung

VP 6 spielt im Kniestand.

VP 8 sitzt in der gleichen Position wie vorher mit einer stabilen Rückenlehne.

C. E. spielt in der Hocke.

Hörbeispiel: E7 Phase 5.3

 

Phase 6: Improvisation in normaler Sitzposition

Hörbeispiel: E7 Phase 6

Kommentar zur Musik

Das Stück ist sehr harmonisch. Nach einer ausgedehnten Strecke, in der sich die drei Spielerinnen mehr oder weniger in einer Pentatonik zu aalen scheinen, beginnt CE tonale Rückungen zu initiieren. VP 6 und VP 8 folgen den Veränderungen, so dass es nicht zu einer Bitonalität kommt.

Zusammenfassung des Nachgespräches

Nach den vorangegangen Versuchen empfinden alle drei Spielerinnen die normale Sitzposition als sehr angenehm. Es stellt sich die Frage, ob die angenehme Sitzposition zu dem harmonischen Spiel geführt hat. Alle Drei haben das Stück, so wie es war, genossen.

 

Phase 7: Laborraum 2

Jeder darf zwischen verschiedenen Positionen hin und her wechseln.

Hörbeispiel: E7  Phase 7

Zusammenfassung des Nachgespräches

C. E. bemerkt, dass sie zusammen mit einem Positionswechsel auch das musikalische Material verändert. Auch VP 8 ging das so. Beispielsweise hatte sie genau am Beginn ihres langen Schlusstones gerade beide Füße aufgestellt. Das hat für sie einen Sinn ergeben, diesen Ton so lange zu halten.

 

Phase 8: Laborraum 2

Jede Spielerin hat drei Positionen. Jeder Position ist ein Motiv zugeordnet. Wenn man das Motiv verändert, muss sich auch die Position verändern.

Hörbeispiel: E7 Phase 8

Nachgespräch

VP 8:

Das fand ich interessant. Also, man grenzt sich da mehr ein. Du bist da parat in dem. Also, es wird ähnlicher. Es ist nicht so viel Vielfalt. Drei festgelegte Positionen mit den Füßen. Ich habe das mit den Füßen gemacht. Dann machst du nicht so viel anderes. Wenn du denkst, du musst ja in dem Modus 1, 2 oder 3 bleiben.

C. E.:

Das ist aber sehr angenehm für uns alle. Wenn jeder drei verschiedene Sachen hat, dann sind das ja schon neun verschiedene Sachen.

VP 8:

Ja, aber der Einzelne hat nicht so eine Entfaltung.

C. E.:

Aber oft ist das ja gerade das Problem, wenn sich der Einzelne zu viel entfaltet.

VP 8:

Ja, die Begrenzung.

C. E.:

Und für mich war die Entscheidung – „Und jetzt wechseln“ – der Schritt war relativ groß.

VP 8:

Der Schritt ist relativ groß. Und, dass man die Reihenfolge immer wieder anders macht. Am Anfang habe ich immer 1 2 3 in dem Muster gemacht. Die Gefahr ist das man in dem Muster bleibt. Und dann habe ich auch mal 1213 versucht.

VP 6:

Bei mir war der dritte Modus eine Pause.

C. E.:

Das finde ich eine super Idee, weil man dadurch die Pause als echte Entscheidung hat.

Phase 9: freie Improvisation

Hörbeispiel: E7 Phase 9

Kommentar zur Musik

Das Stück zeichnet sich durch eigenständige Stimmführungen aus. Jeder Spieler hat ein individuelles Material, bei dem er bleibt.

Anmerkung

Sowohl VP 6 als auch VP 8 haben in anderen Kontexten geäußert, dass sie sie sich gerne anpassen. In diesem Stück bleiben sie entspannt bei ihrem Material.

 

 

 

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