Experiment 39 Kurzprotokoll

Datum: 26.03.2013

Dauer: 45 Min

Zur Person: VP 38

Geschlecht: männlich

Alter: erwachsen

Instrument: Cello

Vorerfahrung Improvisation: VP 38 ist Musiklehrer an einer öffentlichen Schule. Er beklagt sich, dass die Eltern der Schüler immer weniger Interesse an Musikunterricht haben. Die Schüler verlieren schnell die Lust. Seine Stimme klingt ein wenig resigniert.

Er improvisiert ein wenig. Er hat Interesse daran und hat mehr Erfahrung auf der Gitarre.

Phase 1: freie Improvisation

Hörbeispiel: E39 Phase 1

Zusammenfassung des Nachgesprächs

VP 38 bemerkt, dass er sich beim Improvisieren ein wenig gehemmt fühlt. Er ist nicht so frei. Er hat nicht so viel Erfahrung.

 

Phase 2: Laborraum 2

V3 (rechte Backe des Gesäßes auf dem Stuhl sitzend)

Hörbeispiel: E39 Phase 2

Kommentar zur Musik

Das erste Stück ist sehr tonal in d-Moll. Es hängt da förmlich fest. In diesem Stück beginne ich mit einem langen, geräuschhaften Ton. VP 38 lässt sich davon inspirieren und es entsteht ein sehr überzeugender Dialog mit dem Thema Klangfarbe und Modulation des Klanges. Gegen Ende gemischt mit kurzen impulsiven Einwürfen.

 

Phase 3: Laborraum 2

V3 (linke Backe des Gesäßes auf dem Stuhl sitzend)

Hörbeispiel: E39 Phase 3

Kommentar zur Musik

Es beginnt mit Pizzicato-Figuren. Daraus ergibt sich ein Ostinato als Basslinie.

Zusammenfassung des Nachgesprächs

VP 38 äußert sich nicht differenziert zu seinen ganz persönlichen Erlebnissen, sondern stellt Fragen worin der Sinn besteht, die Position zu verändern.

 

Phase 4: Laborraum 2

V3 (Halbkniestand mit rechtem Knie am Boden)

Anmerkung: S. S. kommt hinzu.

Hörbeispiel: E39 Phase 4

Kommentar zur Musik

Sehr harmonisches Stück mit einem Wendepunkt gegen Schluss.

Zusammenfassung des Nachgesprächs

Sehr ausführliche Abhandlung über meine Fragestellung. S. S. betont , dass sie so viele Farben in ihrem Körper wahrnimmt und dass sie dadurch auch mehr Farben spielt. Ich formuliere die Frage, ob der erfahrene Improvisator, dadurch, dass er immer auf die Farben der Musik Bezug nimmt deshalb auch mehr Farben in seiner Bewegungsqualität bekommt.

 

Phase 5: Laborraum 4

V15 (Atemgeste)

Hörbeispiel: E39 Phase 5

Kommentar zur Musik

Natürlich ist das eine Übung und dies ist hörbar. Die Spielweise klingt hierbei gelöst und vom Atem geführt.

Zusammenfassung des Nachgesprächs

S. S. stellt fest, dass sie manchmal eine musikalische Idee im Kopf hatte, die länger wie die Atmung war. Dann konnte sie ein wenig Kraft am Ende des Bogens fühlen. Sie dachte, dass sie keine Aufstriche machen durfte.

 

Phase 6: Laborraum 4

V15 (Atemgeste)

Improvisation mit dem „Ikebana-Prinzip“[1].

 

 

 

Hörbeispiel: E39 Phase 6

Kommentar zur Musik

Die Gesten sind sehr individuell und greifen dennoch ineinander.

 

Phase 7: Ikebana 2

Hörbeispiel: E39 Phase 7

Kommentar zur Musik

Man hört das Konzept. Die Atmung ist nicht ganz so deutlich. Außerdem ist das erste Motiv stark harmonisch und das prägt das ganze Stück.

Zusammenfassung des Nachgesprächs

S. S. stellt fest, dass sie so mit der Musik beschäftigt war, dass sie vergessen hat, zu atmen. Sie bemerkt, dass die Qualität sehr unterschiedlich ist, wenn sie die Musik aus einem Atemimpuls kommen lässt, oder wenn es unabhängig ist. Mit dem Atemimpuls kommt ihr die Qualität viel besser vor.

Ich komme darauf zurück, dass VP 38 sich zu Beginn ein wenig beschränkt gefühlt hat. Er merkt daraufhin an, dass es ein wenig besser ist. Insgesamt sind seine Aussagen nicht sehr differenziert.

 

[1] Vgl. Friedemann, Lilli. 1969. Trommeln, Tanzen, Tönen. Wien: Universal Ed, S. 62.