Experiment 9 Protokoll

Datum: 12.04.2013

Zu den Personen: Anwesend waren VP 5, VP 6, VP 7, VP 8 und VP 9.

Informationen zur Improvisationsgruppe Nordstemmen

Protokoll

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4

Phase 5

Phase 6

Phase 7

Phase 8

Phase 9

Phase 1: Freie Improvisation

Hörbeispiel: E 9 Phase 1

Kommentar zur Musik

Das Stück hat deutlich zwei Teile. Der erste ist geprägt von kurzen, teilweise  schnellen Figuren. Der zweite Teil hat sehr lange Flächen und Farben. Sehr viel Spannung. Das Metrum ist langsam.

Zusammenfassung des Nachgespräches

VP 5: Bewusste Entscheidung, nicht so schnell etwas Neues zu spielen.

VP 9: Bewusste Entscheidung, auch mal nicht zu spielen.

VP 5: Improvisieren ist nach der einen Stunde wieder kopflastiger. (Bezieht sich auf die vorletzte Probe)

VP 6: Auch bewusste Entscheidung, nicht so viel zu spielen. Wirkung von einzelnen Tönen.

Aus dem Nachgespräch

VP 7: (das Gespräch bezieht sich auf ihren tiefen Ton)

Es ist spannend, wenn ich plötzlich selber nicht weiß, welcher Ton das eigentlich ist. Das ist Untertonsingen. Da ist ein Ton, den ich gar nicht gemeint habe, den ich aber viel schöner finde.

C. E.:

Der Klang hat sich sehr verbunden. Ich war mir nicht ganz sicher, wer eigentlich spielt. Es war dann auch egal, weil der Klang genau so richtig war, wie er war.

VP 6:

Es war so geheimnisvoll.  Ich habe so was gesehen – nicht dunkel und nicht hell, so ein bisschen beleuchtet.

C. E.:

Das ist sowas, was ich mir unter Schwarm vorstelle. Es war total zusammen als ein Organismus.

VP 5:

Aber das dauert dann schon erst mal, bis sich sowas bilden kann.

Zusammenfassung

VP 8 hat eine andere Vorstellung von Schwarm. Bei einem Schwarm gibt es erkennbare Einzelteile im System. Hier war es so verbunden, dass man die Einzelteile gar nicht mehr unterscheiden konnte.

C. E. erinnert sich an ein Bild: Die Musik ist in der Mitte und alle Beteiligten halten gemeinsam die Intensität.

VP 6:

Aber das kann man besser, wenn man sich einfach entspannt. Wenn man bewusst hält, ist das schwierig.

Anmerkung

In dem fall haben wir es nicht absichtlich gemacht, sondern es ist passiert. Von daher ist es logisch, dass VP 6 sich da entspannt und gleichzeitig konzentriert verhalten konnte.

(…)

Entwicklung der nächsten Aufgabe

C. E. stellt fest, dass wir wieder in dem gleichen Tempo gespielt haben. Die Frage ist, ob man so eine Verbundenheit und Reaktionsfähigkeit auch in einem schnellen Tempo hinkriegen kann.

VP 6:

Das muss man einfach üben.

VP 7:

Man muss hinkriegen, dass der Organismus einfach schneller reagieren kann und nicht immer so träge ist.

C. E.:

Es ist nicht das Thema, dass jetzt jedes Stück hektisch werden soll, sondern dass wir wie das Raubtier ruhig sein können und aber auch sofort reagieren können.

VP 6:

Aber der Mensch will doch alles kontrollieren und das kann er nur langsam. Langsam ist sicherer.  Ich würde mich verspannen, wenn es schnell sein würde.

VP 8:

Wenn das schneller wäre, könnte man das nicht mehr genießen. Auf der gefühlten Ebene würde das kaputt gehen. Wenn ich höre, wie zwei von euch gerade so eine Spannung aufbauen und ich merke, wie das entsteht, dass finde ich toll. Und wenn die Reaktion so schnell wäre, dass ich das gar nicht mehr mitkriege, dann geht mir was verloren.

VP 7:

Ich glaube, wenn wir schneller reagieren könnten… Wir haben ja auch immer noch nicht so eine definierte Musiksprache. Z.B. Melodik oder so. Wir können uns in der Sprache nicht schnell bewegen, weil wir sie ja noch nicht richtig haben.

Zusammenfassung

Das Gespräch dreht sich weiter um die Frage der gemeinsamen musikalischen Sprache.

Vp 6 merkt noch mal an, dass sie mit verspannten Muskeln nicht so schnell loslassen kann. Bis sie sich entspannt hat, wäre die Musik weg.

Sowohl VP 6, als auch VP 9 haben nach langen Pausen genau an der richtigen Stelle eingesetzt. Das Tempo war langsam, aber war das eine langsame Entscheidung? Es war ohne Zögern, genau an der richtigen Stelle.

Wir arbeiten im Gespräch heraus, das es nicht darum geht, endlose schnelle Figuren zu spielen, sondern schnelle Einsätze zu spielen, die nicht immer gleich sind und dass das Metrum schnell sein muss. Wir probieren es mit und ohne Metronom.

Phase 2: Mit Metronom ein schnelles Stück mit prägnanten Einsätzen.

Hörbeispiel: E9 Phase 2

 

Phase 3: Laborraum 2

V3 (unstabile Position)

Die gleiche Aufgabe in einer unstabilen Position.

Hörbeispiel: E9 Phase 3

Zusammenfassung des Nachgespräches

VP 8 war mit einem Knie am Boden. Es war ihr sehr unbequem und sie sagt, dass es aggressive Töne hervorgerufen hat.

VP 7 merkt an, dass das so negativ klingt, dass es aber gar nicht aggressiv klang, sondern so einen Drive hatte.

VP 5 beschreibt es als offensiver.

Aus dem Nachgespräch

VP 6:

Ich  konnte nicht an alle Töne dran, aber ich konnte mehr mit Rhythmus machen.

VP 7:

Ich musste ganz schön auf meinem einen Bein rumtanzen. Das war schön.

VP 9:

Ich fand das unbequem und musste schauen, dass ich deshalb nicht wieder langsam wurde. Ich habe das anders empfunden.

VP 7:

Die Ablenkung, das ich immer wieder das Gleichgewicht finden musste, hat das mehr intuitive Reagieren auf euch verstärkt. So das sich intuitiv in die Musik reingeben.

VP 8:

Man hat halt auch auf seinen Körper reagiert.

VP 5:

Ich bräuchte noch eine ungewöhnlichere Position. Ich konnte mich doch schnell arrangieren.

 

Phase 4: Laborraum 2

V7 (Alle liegen auf dem Rücken und VP 7 auf der Seite.)

Hörbeispiel: E9 Phase 4

Nachgespräch

VP 9:

Angenehm.

VP 8:

Für mich harmloser.

VP 7:

Ich konnte nicht. Das ist zu stabil. Habe keine Aktivität gekriegt.

 

Phase 5: Laborraum 2-3

V7 (immer noch in Rückenlage)

V10 (Das eine Bein ist Dirigent.)

Hörbeispiel: E9 Phase 5

 

Phase 6: Laborraum 3

V 10 (Normale Sitzposition. Der kleine Zeh ist Dirigent.)

Hörbeispiel: E 9 Phase 6

 

Phase 7: Freie Improvisation im schnellen Tempo

Hörbeispiel: E9 Phase 7

Zusammenfassung des Nachgespräches

Es war ein wenig anstrengend, das Metrum schnell zu halten. Schnell gemacht, weil wir das verabredet hatten.

Phase 8: Noch ein schnelles Stück

Hörbeispiel: E9 Phase 8

Aus dem Nachgespräch

VP 8:

Der durchgehende Rhythmus hat alles kaputt gemacht.

Zusammenfassung

Es herrscht Unklarheit darüber, ob es sinnvoll ist, einen durchgehenden Rhythmus so hörbar zu spielen.

Phase 9: Noch ein schnelles Stück

Wir lassen lange Linien zu und hämmern den Rhythmus nicht mehr raus.

Hörbeispiel: E9 Phase 9

 

Anmerkung

VP 8 ist sehr unzufrieden. Sie bezeichnet die Teile zwischendurch als unklar und unschön. Sie erwartet irgendwie etwas Perfektes. Ich merke an, dass man sich im langsamen Tempo reinschleichen kann und es sich dann besser anfühlt. VP 8 hatte am Anfang Bedenken überhaupt schnell zu spielen. Einige Tage später meldet sie sich von der Gruppe ab mit der Begründung, dass sie ab jetzt jeden Tag 3 Stunden Flöte üben möchte. Sie scheint zu der Zeit nicht an dem Punkt, dass sie an der Unvollkommenheit einer Improvisation arbeiten möchte. Bei den experimentellen Interventionen des Laborraumes 2 an dem Tag fällt mir auf, dass sie eher stabile Situationen sucht.