Experiment 26 Kurzprotokoll

Datum: 23.03.2013

Dauer: 2 Std.

Zur Person: VP 27

Geschlecht: weiblich

Alter: erwachsen

Instrument: Cello

Vorerfahrung Improvisation: Langjährige Vorerfahrung

Vorbemerkung: VP 27 äußert den Wunsch, mit der Atmung zu arbeiten. Wir widmen uns in dem Experiment ausschließlich dem Versuch V13 (paradoxe Atmung). Zunächst nehmen wir uns sehr viel Zeit, die Feldenkrais-Lektion in verschiedenen Positionen zu probieren. Nach ca. einer Stunde beginnen wir die Atmung mit dem Cellospiel zusammen auszuprobieren. In dem Experiment sind keine Hörbeispiele von den einzelnen Phasen entstanden, da VP 27 nicht in ein durchgehendes Spiel kommt, sondern immer wieder unterbricht und neu ansetzt. Sie hat Schwierigkeiten, die Atemwippe in ein schnelleres Tempo zu bringen und flexibel zu benutzen. Die Dokumentation beschränkt sich auf die wichtigsten Erkenntnisse.

VP 27 hat zu der Zeit des Experimentes mit einem Tennisellbogen zu kämpfen und spielt nur wenig.

Laborraum 4

V13 (paradoxe Atmung)

Während der ersten Umsetzung  auf das Cello macht VP 27 durchgehend eine gleichmäßige Wellenbewegung und spielt dazu Staccato. Nach einer Weile unterbreche ich und bitte sie, Impulse mit Stimme und Cello zusammenzubringen. Sie ist damit beschäftigt, wirklich von unten zu stoßen und die Stimme einfach kommen zu lassen.

In einem Gespräch äußert sie, dass das für sie sehr grundlegend ist. Sie könnte das für eine ganze Woche ausprobieren. Als Kind war es ihr verboten, mit der Stimme laut zu sein und diese Übung hat fast einen therapeutischen Wert für sie. Es weckt in ihr etwas, was sie immer zurückhalten sollte. Einfach nur dazusitzen und den Brustkorb und den Bauch mit dem Cello zu bewegen, war schon eine Sensation. Mit dem Bogen und dann gar noch mit Cello und Stimme war es noch eine größere Sensation. Dabei konnte sie ihr Spiel überhaupt nicht kontrollieren.

Zusammenfassung des  Gesprächs nach einem weiteren Versuch

VP 27  ist begeistert. Ein anderer Lehrer hatte schon früher versucht das aus ihr rauszubekommen und sie spürt, dass es jetzt herauskommt.

 

Quartett zu Zweit

Ich schlage ihr vor, dass wir ein Quartett spielen, in dem Stimme und Cello miteinander in Dialog stehen (zwei Stimmen und zwei Celli).

Hörbeispiel: E26 Beispiel 1

Aus dem Nachgespräch

C. E.:

Wie fühlt sich das an, so zu spielen?

VP 27:

Es fühlt sich an, als wenn ich Drogen genommen hätte. (Gelächter) Und es war sehr nett, dass mein Körper sich erinnert hat, wie man Cello spielt. Ich fühle mich so verletzt, und wenn ich dann das Cello spiele, dann fühle ich mich neben der Spur. Aber dieser Fluss und die Kraft haben mich zurück in ein Stadium geworfen, wo ich mich erinnern konnte.

C. E.:

Ich habe mich zwischendurch auch gefragt, wie es deinem Ellbogen dabei geht.

VP 27:

Der hat nicht wehgetan.

 

Im Anschluss an das Gespräch demonstriere ich Bach mit der Atmung. Wir probieren dies eine Weile und gehen dann wieder in eine freie Improvisation über. Das folgende Hörbeispiel dokumentiert den zweiten Teil dieser Improvisation.

Hörbeispiel: E26 Beispiel 2

Aus dem Nachgespräch

VP 26:

Das war großartig. Ich habe versucht, wirklich körperlich zu sein und nicht intellektuell. Ich habe meinen Körper einfach machen lassen, was er machen wollte.

C. E.:

War das möglich?

VP 26:

Ja. Und dann ist das fast so, als wenn man sich nicht verletzen kann, wenn man das so macht. Das ist großartig für mich, den Weg dahin zu finden.

 

Anmerkung

VP 26 muss während des gesamten Experimentes ständig gähnen. Sie genießt offenbar die Erfahrungen. Immer zwischendurch beginnt sie wieder die Atemwippe zu erforschen und mit der Stimme in Verbindung zu bringen.