Experiment 6 Protokoll

Datum: 16.05.2012

Zu den Personen: Anwesend waren: VP 5, VP 6, VP 7, VP 8

Informationen zur Improvisationsgruppe Nordstemmen

Protokoll

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4

Phase 5

Phase 6

Phase 1: Freie Improvisation

Hörbeispiel: E6 Phase 1

Kommentar zur Musik

Die Musik ist bewegt und lebendig.

Phase 2: Schwarm

Zusammenfassung des Vorgesprächs

Wir unterhalten uns vorher kurz über das Thema Schwarm. Frage: Können wir zu fünft einen Schwarm bilden? Wie verändert sich das Spielgefühl, wenn wir so bewusst Teil eines Ganzen sind und keine eigenen Initiativen übernehmen? Was ist die Mitte des Klanges, oder der Musik?

Schwarm 1

Hörbeispiel: E6 Phase 2.1

Musikimanente Logik

Aus dem Nachgespräch

VP 7:

Ich hatte das mal, dass ich etwas Bestimmtes dachte, und dann habe ich gemerkt, dass Corinna das auch vorbereitet. Es gibt so eine immanente Logik, also beim Improvisieren, finde ich oft. Dass auf einmal irgendjemand etwas macht, wo du dachtest: Das muss jetzt kommen. Selbst als Zuhörer gelingt mir das, dass ich denke: Das wäre jetzt schön – und dann machen die das. Es gibt da irgendetwas, wo man denkt: So das ist jetzt dran.

 

Schwarm 2

Aufgabe: In das Körpergefühl hinein horchen.

Gespräch vor dem Stück

CE:

Für mich ist es etwas wie: Ich führe jetzt. Das macht ja etwas mit dem Körper. Beim Schwarm ist das ja ausgeschlossen.

VP 7:

Ja, es ist auch: Ich bin jetzt verantwortlich für irgendetwas. Ich will jetzt, dass etwas passiert. Aber das ist etwas anderes, wie: Jetzt begebe ich mich da rein.

VP 5:

Das Erste Stück war jetzt für dich mehr so…

VP 7:

Ja, fünf Solisten handeln aus, was passiert.

Hörbeispiel: E6 Phase 2.2

Nachgespräch

(Ich stelle erneut die Frage nach dem Körpergefühl.)

VP 8:

Ich bin erstmal sehr an die Grenzen meines Instrumentes gestoßen. Für mich war der Einstieg sehr schwer. Oh, dachte ich, was machst du da denn. Dann habe ich erstmal den Kopf genommen und experimentiert. Das war  schwer für mich, weil das Instrument für diese Art von Schwarm nicht so wahnsinnig geeignet war. Das war schwer für mich. Ich habe dauernd meinen Kopf angestrengt. Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten? Mein Kopf war dauernd in Aktion. Ich war nicht so, dass ich meine Grenzen aufgelöst hätte in diesem Schwarm.

VP 5:

Aber du bist doch eingeschwärmt.

VP 8:

Ja, ich bin schon eingeschwärmt. Ich hatte partiell auch das Gefühl, dass ich da drin bin in dem Schwarm. Aber ich hatte das Gefühl, das ist mir echt zu langweilig, was ich mache.

CE:

Aber das ist ja eigentlich in dem Fall auch egal, wenn es ein Teil vom Schwarm ist. Dann darf es ja ruhig langweilig sein.

VP 5:

Ja, ich fand, wir haben ja zeitweise schon so einen Gesamtklang als Schwarm produziert und jeder hat verschiedene Sachen gemacht. Das fand ich sehr interessant. Es war ein Gesamtschwarm, aber es hatte jeder eine eigene Rolle, was er zu diesem Gesamtklang beitrug. Das war ja nicht so, dass jeder das Gleiche machte.

VP 7:

Manchmal hatte ich schon das Gefühl, jede Kakerlake ist hier in irgendeiner Ecke und sägt hier an etwas rum. (Gelächter)

CE:

Das habe ich zwischendurch auch mal gedacht, aber dann habe ich mich auf die Mitte konzentriert. Habe versucht, die Mitte von dem ganzen Klangkörper zu hören und dann hatte ich schon das Gefühl: Ok., vielleicht ist es ein Schwarm, da sind große Fische, da sind kleine Fische, aber die gehören trotzdem irgendwie zusammen.

VP 7:

Ne, ich hatte schon das Gefühl. Zwar an so einzelnen Stellen, aber das es trotzdem ein gemeinsames Tun war.

Also vom Körpergefühl: Ich hatte das Gefühl, dass meine Ohren 20 cm weiter auseinander stehen als normal. Der Kopf war irgendwie breiter und ich war viel mehr eingetaucht ins Hören. Und ansonsten war das Körpergefühl schon  bestimmt von Tiervorstellungen. Das ich das Gefühl hatte, was für ein Tier ist das jetzt in dem Schwarm. Da muss ich sagen, bin ich doch einfach mit einem kindlichen Gemüt begabt und konnte mich da mehr als Vogel im Schwarm vorstellen, als nur als Musikerin. (…)

CE:

So eine Fantasie macht ja dann auch etwas musikalisch.

VP 7:

Aber dann war da das Körpergefühl nicht so bezogen auf diese Fragestellung.

 

Phase 3: Laborraum 1

V1 (Käfer/Boot)

Die Aufgabe wurde hier stark abgewandelt. Die Spieler suchen sich eine konstante Bewegung und lassen diese während der ganzen Schwarmimprovisation unabhängig vom Spiel weitergehen.

Zusammenfassung des Vorgespräches

VP 8 vermutet, dass das ihren Kopf entlasten wird.

Hörbeispiel: E6 Phase 3

Unendliche Zeit

Aus dem Nachgespräch

VP 7:

Mir ging das am Anfang so, dass ich Mühe hatte, mit dieser stark selbstbezogenen Bewegung in den Schwarm reinzukommen. Schon um eine gemeinsame Improvisation bemüht. Aber es hat für mich lange gedauert, bis ich das Gefühl hatte: Ja wir sind jetzt ein Schwarm.

VP 8:

Bei mir hat sich die Bewegung ausgeweitet. Ich hatte ja eigentlich so Knie schließen und öffnen und schon nach ganz kurzer Zeit war der ganze Oberkörper dabei. Ich habe das zwar weitergemacht, aber der Oberkörper hat dann schon die Bewegung sehr stark unterstützt. Das war dann mehr so eine ganzheitliche Bewegung. Nicht so auf zwei Beine bezogen.

VP 5:

Ich hatte bei diesem Stück ganz deutlich das Gefühl: Wir haben jetzt ganz lange Zeit bei etwas zu bleiben. Und das habe ich so noch nie erlebt.

VP 8:

Wir haben es, glaube ich, alle genossen. Diese Phase war dermaßen schön. Da fand ich mein Instrument. Diese tiefe Tenorflöte, dass der Klang dasein durfte. Ah, die darf mal in einem so schönen Klang sein.

VP 6:

So ohne Zeitdruck war das dann.

CE:

Ja klar, das ist ja auch, was den Schwarm ausmacht. In dem Moment, wenn noch so ein Zeitdruck drin ist, dann ist es anders gesteuert.

VP 7:

Ja klar. Der Schwarm sucht nicht so eine Struktur.

 

Phase 4: Laborraum 1

V1 (Käfer/Boot)

Die Bewegungsaufgabe entspricht Phase 3. Musikalisch darf jeder Spieler einmal aus dem Schwarm ausbrechen.

Hörbeispiel: E6 Phase 4

Aus dem Nachgespräch

VP 7: (zu Vp 5)

Als du deinen Ausbruch gemacht hast, wollte ich dir sofort folgen. Dann hättest du dir etwas Neues ausdenken müssen. Ich habe mich gestoppt.

CE:

Ich auch.

 

Phase 5: Schwarmimprovisation

Musikalische Regel: Es ist möglich, dem Ausbrecher zu folgen oder auch nicht und der Schwarm darf sich teilen.

Gespräch vor dem Stück

(das Gespräch bezieht sich noch auf die Improvisation aus Phase 4)

VP 5:

Interessant wie es euch geht.

VP 7:

Schwarmwesen sind Schwarmwesen. Dieses Gefühl von Zeitlosigkeit hatte ich nicht mehr so. Ich hatte den einen Punkt, den ich abarbeiten muss.

CE:

Aber wir haben ja alle unsere Aufgabe sehr schnell abgearbeitet und dann war das Schwarmgefühl wieder da.

VP 6:

Eigentlich wollte ich gleich am Anfang etwas. Aber dann dachte ich: Ne, das ist zu früh.

Zusammenfassung

Wir entwickeln  für das nächste Stück die Möglichkeit der Pausen.

Hörbeispiel: E 6 Phase 5

Nachgespräch

VP 6:

da gab es so eine Stelle, wo ich dachte: So freie Improvisation. Keiner achtet mehr auf den Schwarm. Aber trotzdem, jeder durfte seine Sachen machen, und trotzdem war es irgendwie wie ein Schwarmeffekt und trotzdem wie Solo bei jedem. Das ist interessant. Das ist das erste Mal heute so. Sonst ist es immer so … Ich habe gespielt, wie ich möchte. Ich muss nicht auf euch achten und trotzdem war das so irgendwie zusammen. So viele Solomöglichkeiten. Jeder Fisch hatte eigene Richtungen… Wir sind dann ja trotzdem wieder zusammengekommen.

VP 7:

Jeder putzt so sein Gefieder.

 

Phase 6: Schwarm mit Pausen

Hörbeispiel: E6 Phase 6

 

Anmerkung

Ein Nachgespräch findet aus Zeitgründen nicht mehr statt.