Experiment 13 Kurzprotokoll

 

Datum: 17.03.2013

Dauer: 2 Std.

Zu den Personen: In der Gruppe waren 13 Jugendliche anwesend. Alle haben in der Kanack-school of Music von Anfang an Improvisationserfahrung. Die Gruppe arbeitet über lange Zeit wöchentlich zusammen.

Außerdem ist Alice Kanack, die Leiterin der Schule und auch Leiterin der Gruppe anwesend.

Phase 1: Drones1

Anweisung: Ein Spieler beginnt mit einem Ton. Ein zweiter Spieler kommt mit einem Ton dazu. Wenn der dritte Spieler einsetzt muss der erste Spieler aussteigen. Die Reihenfolge geht im Kreis herum.

Hörbeispiel: E13 Phase 1

 

Phase 2: Drones 2

Anweisung: Die Aufgabe entspricht Phase 1. Die Töne dürfen jetzt in Klangfarbe und Rhythmus variiert werden. Es sollen kleine Duos mit den zwei Tönen entstehen.

Hörbeispiel: E13 Phase 2

 

Phase 3: Drones 3

Erweiterung zu Phase 2: Die gleiche Aufgabe in Trios. Wenn eine vierte Person dazu kommt, muss ein Spieler aufhören. Wer aufhört ist nicht festgelegt.

Hörbeispiel: E13 Phase 3

 

Phase 4: Drones 4

Anweisung: Die Aufgabe bleibt bis auf ein Detail gleich. Die Person, die einsetzt, übernimmt die Stimme von einem Spieler und diese Person muss das bemerken und muss aussteigen.

Hörbeispiel: E13 Phase 4

 

Phase 5: Laborraum 4

V12 (Rhythmisches Atmen)

Anmerkung: Das Hörbeispiel dokumentiert die Phase des Experimentes, indem jeder in der Ausatmung spielt. Alle Atemphasen haben freie Länge. In dem Experiment wurden die einzelnen Atemphasen mit vier Schlägen gezählt.

Hörbeispiel: E13 Phase 5

 

Phase 6: Laborraum 4

V14 (Hundeatmung)

Die Gruppe probiert mit großem Spaß die Hundeatmung zunächst ohne Instrument mit Springen und dann mit dem Bogen auf den Saiten.

Anschließend kommen wir zu V12 zurück und wiederhohlen die Aufgabe aus Phase 5 mit dem Zusatz, dass alle immer die Atembewegungen des Spielers mit wahrnehmen sollen.

Hörbeispiel: E13 Phase 6

Ich erkläre die Bedeutung der Atembewegungen für Ausdruck und Zusammenspiel und demonstriere den Unterschied, indem ich die gleiche Passage mit künstlich festgehaltenem Zwerchfell und mit freier Atmung spiele.

Hörbeispiel: E13 Bach mit Atembewegung

Hörbeispiel: E13 Bach ohne Atembewegung

Phase 7: Laborraum 4

Wir kommen zurück zu der Aufgabe aus Phase 4. Diesmal ist die Atmung frei. Die Aufmerksamkeit liegt darauf, die Stöße bzw. die Verbindung zum Bauch noch zu spüren und die Atemphasen zu denken.

Hörbeispiel: E13 Phase 7

 

Phase 8: Laborraum 4

Die Aufgabe bleibt entsprechend zu Phase 7. Zusätzlich ist es erlaubt kleine Ostinati mit mehreren Tönen zu spielen.

Hörbeispiel: E13 Phase 8

 

Phase 9: Laborraum 4

Lacuna

Die Aufgabe bleibt gleich. Die Person, die einsteigt, hat jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder sie beteiligt sich an dem Ensemble oder sie formuliert einen Schluss.[1]

 

Hörbeispiel: E13 Phase 9.1

 

Anmerkung

Die Teilnehmer gestalten die Schlüsse durch Lautstärke. Ich schlage vor, in einem angemessenen Charakter mit großer Deutlichkeit einen Schluss zu zeigen. Daraufhin entsteht das folgende Hörbeispiel:

Hörbeispiel: E13 Phase 9.2

 

Phase 10: Schwarm

Vorübung: Wir gehen im Raum und versuchen in der Bewegung zu finden, wie sich die ganze Gruppe als Schwarm bewegt. Gangarten und Richtungsänderungen sollen aus dem Gruppenimpuls kommen.

Anschließend setzen wir das Prinzip musikalisch um. Mit geschlossenen Augen soll sich die Gruppe klanglich als Schwarm bewegen. Es gibt keinen Führer.

Hörbeispiel: E13 Phase 10

 

Phase 11: Nahtstellen

Spielanweisung

Es gibt mehrere Kleingruppen, die im Raum klare Positionen haben.

Eine Gruppe beginnt. Sobald eine andere Gruppe einsetzt, muss die erste Gruppe aufhören.

Die Reihenfolge der Einsätze ist nicht festgelegt.

In diesem Fall wurde festgelegt, dass jedes Unterensemble drei Mal spielen darf.[2]

 

Hörbeispiel: E13 Phase 11

 

Kommentare der Abschlussrunde

  • Ich mochte diese Atemtechnik. Das ist ein guter Weg, damit man besser spielen kann.
  • Ich habe mich über die Pausen in der Atmung gewundert. Es war so, wie wenn ich da stehe und fast falle und dann – aus –
  • Ich fand es wirklich cool, etwas zu haben: Oh mein Gott!
  • Für mich war interessant, wie man ein Stück endet, oder es weiter gehen lässt.
  • Es war toll, dass man ein Stück wie einen Schwarm machen kann, ohne festgelegte Tonarten.
  • Ich mochte wirklich den Schwarm. Es war interessant, wie die Leute rein- und rausgegangen sind und wie es zusammen war.
  • Diese Übung mit dem Zählen hat mich beruhigt. Es war toll, sich dazu zu zwingen, das so zu machen.
  • Ich mochte den Schwarm. Es war toll, wie das zusammengepasst hat. Auch wenn es nicht immer ganz zusammengepasst hat, weil manche Leute auch mal ausgebrochen sind. Aber es hat sich gut angefühlt.
  • Es war toll, wie das so zusammen war, ohne eine festgelegte Tonart.

In dem Schwarm war es toll, wie man sich gefunden hat. Niemand hat versucht, etwas passieren zu lassen.

  • Ich fand es interessant mit jemandem zu atmen. Das macht einen wirklich mehr verbunden mit der Musik und der anderen Person.
  • Ich mochte besonders die Atemübungen. Das macht uns wirklich ausdrucksstärker und zu besseren Musikern.
  • Nachdem wir uns bei dem Schwarm so bewegt hatten, waren wir viel kreativer und haben viel mehr mit der Stimme gemacht.

Alice Kanack:

Ich habe eine Menge nachgedacht über die Performance. Normalerweise leite ich ja die Gruppe. In der Gruppe sind einige sehr individuelle Leute. Und wenn sie zusammen spielen, dann kommunizieren sie. Und die Gruppendynamik findet normalerweise ein Zentrum. Das ist bei jeder Gruppe ein wenig anders, abhängig wer in der Gruppe ist. Und ich habe beobachtet. Es ist wirklich ein Stück dieser Gruppe, zu einem Punkt zu gelangen.  Normalerweise pflegen wir so eine organische Art zu improvisieren. Und es war interessant zu beobachten, wie es anders ist, wenn man jetzt so sich selber auch mit einbringt in die Improvisation. Das beißt sich ein wenig mit der kultivierten Gewohnheit. Und was ich in meinem Spiel als Unterschied gespürt habe, das kam von dieser veränderten Gruppendynamik.

 

 

[1] Diese Aufgabe hat Alan Bern auf der Herbsttagung 2011 des Rings für Gruppenimprovisation unterrichtet.

 

[2] Das Konzept stammt aus dem Repertoire des „ersten improvisierenden Streichorchesters“.

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