Experiment 8 Protokoll

Datum: 19.07.2012

Zu den Personen: Anwesend waren VP 5, VP 7, VP 8, VP 9.

Anmerkung: Für VP 9  ist das Experiment ein Einstieg nach einer ca. zweijährigen Pause.

Informationen zur Improvisationsgruppe Nordstemmen

Protokoll

Phase 1

Phase 2

Phase 3

Phase 4

Phase 5

Phase 1: freie Improvisation

Hörbeispiel: E8 Phase 1

Nachgespräch

VP 8:

Das ist schon schön, dass die Flöten verstärkt sind. Aber ich habe mich mehr auf euch bezogen, weil mir das gewohnter war.

VP 9:

Ich habe ja auch noch gar nicht viel gemacht. Ich war ja auch so lange nicht da.

Phase 2: Laborraum 2

V4 (stabile, bequeme Positionen)

Kommentar im Vorfeld

VP 5 sitzt angelehnt wie auf dem Sofa vor dem Fernseher und äußert, dass sie das ekelhaft findet.

Hörbeispiel: E8 Phase 2

Nachgespräch

(Das Stück endet mit einer langen Pause.)

VP 8:

Absolut überraschend, dass Schluss war. Ich hätte gerne noch weitergespielt.

C. E.:

Warum hast du das nicht getan?

VP 8:

Bei der Pause war dann klar, dass Schluss ist. Aber beim letzten Ton war für mich noch nicht Schluss. Ich fand den Schluss total überraschend. Auch gut.

VP 5:

Als VP 7 das erste Mal da reinkam, habe ich gedacht: Wau, jetzt etwas ganz anderes! Und Wusch!

C. E.:

Und dann kam einmal dieser Flötenpiepser da rein und dann (zu VP 7) kamst du ja noch mal.

VP 7:

Ich bin, glaube ich, drei Mal gekommen. Es kam aber nichts dazu.

VP 5:

Das war ganz deutlich, dass das nichts anderes mehr… dass das jetzt ausreichte. Für die Spannung.

C. E.:

Wie war das in dieser Position zu agieren?

VP 5:

Ich habe mich erstaunlich schnell daran gewöhnt.

VP 8:

Ich habe es vergessen, dass ich in so einer Position war. Ich glaube, ich habe es ein wenig geändert. Aber es war so ganz geerdet.

VP 5:

Ich hatte einmal so den Impuls, hier weg zu gehen von der Lehne, und war erstaunt, dass das nur so zweimal vorkam. Ich habe mich dann zurück bewegt. Aber erstmal war ich damit beschäftigt. Und ich konnte dann erstmal nicht so sehr auf die Musik, auf das Miteinander, eingehen. Das ist für mich dann schon völlig anders. Erstmal, dass ich das erstmal ausprobieren muss.

VP 7:

Dadurch, dass wir schon so lange zusammen spielen, glaube ich, dass wir so eine Fokusverschiebung ganz gut vertragen. Trotzdem kommt da noch was.

VP 5:

Aber für mich trat das dann erstmal in den Hintergrund.

VP 7:

Aber ich bin nicht sicher, dass das musikalische Geflecht und die Reaktionen deswegen weniger sind.

VP 5:

Das will ich damit auch gar nicht behaupten.  Aber ich konnte erstmal nicht so viel von meiner bewussten Aufmerksamkeit auf die Musik richten. Da hatte ich nicht so viel Kapazitäten frei.

VP 8:

Das spielte bei mir nicht so eine Rolle, weil ich in einer Position war, in der ich ganz oft sitze. Vorne auf der Stuhlkante, Füße gut geerdet. Ich war nicht angelehnt. Ich habe so in meiner eigenen Achse gesessen.

C. E.:

Da bist du natürlich auch in alle Richtungen beweglich.

VP 8:

Das ist in alle Richtungen beweglich.

C. E.:

Ich meinte eigentlich, dass ihr euch eine Position sucht, in der ihr nicht mehr in alle Richtungen beweglich seid. Wenn ich z.B. so angelehnt sitze und die Beine nach vorne gestreckt habe, dann kann ich nicht mehr aufstehen.

VP 7:

Ich habe natürlich auch meine Kopfposition beim Singen verändert. Aber ich fand es lustig, dass diese Position mich angeregt hat, mehr in die Sprache zu gehen. Das hat das so nahe gelegt.

(VP 7 saß mit den Ellebögen auf die Knie aufgestützt)

C. E.:

Also, ich habe ja mit so einem Forte Tremolo begonnen. Da hatte ich ganz stark den Impuls. (Demonstriert, wie sie nach vorne auf den Stuhl rutscht)

VP 7:

Da war ich auch ganz erstaunt drüber.

C. E.:

Und dann habe ich mich gezwungen, hinten zu bleiben. Und das war dann ganz schön anstrengend.

(Gelächter)

VP 5:

Da kann man dann ja improvisieren, dass man gleich etwas anderes nimmt.

C. E.:

Ja, aber ich hatte ja nun mal damit angefangen. Und das ist vielleicht auch eine Gewohnheit, dann sofort so (demonstriert noch mal Bewegung nach vorne) zu machen.

VP 8:

Ja, aber jeder hat doch auch eine bestimmte Körperhaltung für einen bestimmten Ausdruck.

C. E.:

Ja, ja, ja,. Und warum ich diese Aufgabe ausprobieren wollte, ist ja, dass ich vermute, dass man sich beim Improvisieren mehr in so eine Position begibt, wo man in alle Richtungen beweglich ist, wie du (zu VP 8) es ja jetzt gewählt hast. Dann hat man nämlich die Möglichkeit, für einen bestimmten Ausdruck, wenn es das Instrument zulässt, vielleicht mal eine Veränderung in eine bestimmte Richtung zu machen. Aber dass man nicht als Grundhaltung irgend so was (demonstriert schlaffe angelehnte Haltung) macht. Das bietet sich nicht so an. Aber ich will eben wissen: Wenn man das dann macht, was passiert dann?

VP 5:

Also, ich hatte so eine Phase, wo ich nur so einzelne Impulse gespielt habe. Und so einen Impuls, den spielt man ja immer so mit Abstrich. Und irgendwie habe ich dann gedacht: Huch, andere Richtung. Weiß nicht, ob man in dieser Position an der Spitze anders aufsetzen kann. Das war für mich plötzlich anders herum. Das wäre mir in der normalen Haltung sonst nicht eingefallen.

VP 9:

Ich habe zwischendurch überlegt, ob sich das jetzt irgendwie steifer anhört. Ich war so hinten, also auch zu bequem.

VP 7:

Ich fände das ja spannend, wenn wir das nochmal machen und jede sich bewusst eine aktive und eine passive Haltung sucht.

VP 5:

Ja, das habe ich auch gedacht. Erstmal hat es mir widerstrebt. Aber so gegen Ende des Stückes  hat es so eine Qualität überhaupt nicht gehabt.

C. E.:

Die Frage ist ja, ob man in so einer Schlamperhaltung, wie man vielleicht vorm Fernseher sitzen würde, noch eine Aktivität entwickelt.

VP 8:

Ja, eine gewisse Aktivität habe ich immer, wenn ich Musik mache und etwas gestalten will. Und ich kann natürlich jetzt das Material des Schlamperten nutzen. Ich kann das ja auskosten und auszelebrieren. Dann ist die Aktivität ja mehr eine geistige, eine gestalterische. Ich kann auch sagen: Ich ignoriere das jetzt, dass ich in so einer passiven Haltung bin und gehe trotzdem in eine körperliche Aktivität rein. Gegen Widerstände. Und dann hast du auf einmal die Bogenspitze und Aufstrich.

 

Phase 3: Laborraum 2

Jeder Spieler sucht sich eine passive und eine aktive Spielposition. Während der Improvisation darf jeder einmal von der passiven zur aktiven wechseln. Der Wechsel muss ganz klar sein.

Hörbeispiel: E8 Phase 3

Nachgespräch

VP 8:

Das ist furchtbar im Liegen zu spielen.

VP 9:

Du musst die Flöte ja irgendwie hochhalten. Ganz schön schwer.

VP 8:

Ja, fürchterlich.

C. E.:

Und das Atmen ist ja auch irgendwie anders.

VP 8:

Ganz scheußlich ist das.

VP 7:

Gerade das Atmen fand ich im Liegen ganz spannend.

VP 8:

Ich habe mich in beiden Positionen ganz eingeschränkt gefühlt. Also, ich hatte die Beine um die Stuhlbeine herum, aber ich war nicht angelehnt. Das war eine aktive Haltung, weil ich ja nicht angelehnt war. Und dann dachte ich, dass ich mich auf dem Boden erholen würde und stellte fest: Das ist noch schlimmer. (Gelächter)

VP 7:

Das wäre dann die Konsequenz gewesen nicht zu spielen. Also Tacet.

VP 5:

Was mich interessiert: Was hat das dann da unten mit dir gemacht?

VP 8:

Erstmal habe ich vollkommen anders gehört. Ein komplett neuer Höreindruck. Ihr wart ja alle über mir. Und das klingt ja komplett anders, als wenn du auf der gleichen Höhe bist. Das fand ich schon sehr verschieden. Ansonsten habe ich mich schon sehr zurückgehalten mit dem Spielen. Also es war nicht Tacet, aber es war doch sehr reduziert.

VP 9:

Ja, ich hatte ja meine Füße vorher eigentlich so zu relaxed. Wenig Antrieb aktiv zu werden. Auch im Denken so langsamer und … das war dann ganz anders, als ich mich dann gerade hingesetzt habe. Da ist man dann doch aktiv vom Denken her. Da hat man mehr Ideen. Mehr Lust sich ein zu bringen.

VP 5:

Also mir ging es eher anders herum. Ich habe mich hier ja auch so halb hingelegt. Also wirklich so Sofa- Fernsehposition. (zu CE) Als du dann mit diesem „Hänschen klein“ anfingst, da habe ich so Hörner gekriegt. So was Geordnetes jetzt. (Gelächter) Und ne, dann war ich die ganze Zeit … das bringe ich jetzt durcheinander.

C. E.:

Ich war ja auch in so einer Position und alles Ungeordnete war mir viel zu kompliziert. Einfach so ein wenig Geplänkel (summt „Hänschen klein“)

VP 7:

Also, wenn wir hier schon was spielen müssen, dann wenigstens was Geordnetes. (Gelächter)

C. E.:

Ja, so wie Smalltalk: Heute regnet es… Wenn man nichts besseres zu sagen hat, dann redet man übers Wetter oder keine Ahnung. So war mir irgendwie.

VP 5:

Ja, und so kam mir das auch vor.  Jetzt mache ich hier mal so ein wenig artiges Pille Palle. Aber das Witzige war, dass ich jetzt nicht das Gefühl hatte, ich kann jetzt hier in dieser Position keine Energie entwickeln.

C. E.:

Na ja, du hast ja auch welche entwickelt.

VP 5:

Das hätte ich vorher nicht so erwartet.

VP 7:

Bei mir war es ganz witzig. Ich habe ja die Position nicht geändert. Ich lag da die ganze Zeit. Und irgendwann, als das dann so musikalisch, oder von der inneren Entwicklung her Aktivität entwickelte, da war das so witzig, dass das dann vollständig aus der Bauchdecke raus kam, und die dann doch immer so bei diesen letzten Impulsen, sich dann die Schultern hochzogen, ich dann so gebogen lag (demonstriert krächzendes Geräusch), so wie Babys, die so brüllen, …

VP 9:

So das Äußerste zu geben.

VP 7:

Ja, das ist so ein Drang dann. Das fand ich sehr witzig. Interessant aber, das ich nicht die Position geändert habe.

C. E.:

Ja, aber das, wo du sonst die Energie herholst, scheinst du dann trotzdem genutzt zu haben.

VP 5:

Ja, aber es hatte trotzdem eine Qualität – da diese langen Töne, die ich vorher noch nicht so beobachtet hatte. Da war was neues drin.

C. E.:

Es geht dann wahrscheinlich wirklich nur vom Bauch aus. Wenn du sonst stehst, dann kannst du noch alle möglichen anderen Sachen zuschalten.

Also für mich hat sich das komplett geändert, als ich die Position verändert habe. Da habe ich zwar auch nochmal mit dem „Hänschen klein“ – weil das nun mal so ein Motiv war. Aber ich habe das komplett anders gespielt. Das war dann nicht mehr Smalltalk, sondern mehr wie das Wetterdrama.

 

Phase 4: Laborraum 2

Vorgespräch

VP 8: (zu C. E.)

Wir könnten das ja auch mal andersherum machen. Wir nehmen uns eine  Atmosphäre vor und dann sehen wir, in welcher Haltung  man sich intuitiv am wohlsten fühlt. Das wäre jetzt genau der umgekehrte Prozess.

(…)

Na ja, da ist das Interessante glaube ich , wenn du eine ganz sensible Atmosphäre hast, mit viel Piano drin, dass man dann ja eine besondere Anspannung im Körper hat. Und für mich ist dann interessant: Wie unterscheidet sich diese Art Anspannung von der Anspannung, die ich bei Wut habe? Ist das körperlich jetzt etwas komplett anderes? Das habe ich nie ausprobiert. Ich weiß nur, beides ist mit viel Anspannung verbunden. Aber ist es das Gleiche?

VP 5:

Das Interessante ist ja schon, wenn einem überhaupt eine Stimmung vorgeschrieben wird, in der man eigentlich gerade gar nicht ist.

VP 8:

Das kann ja eine Außenstimmung sein. Es muss ja nicht eine deiner eigenen Psyche sein.

VP 5:

Da findet jeder selber seinen Weg mit vorgeschriebenen Stimmungen.

C. E.:

Das ist ja auch so, wenn du ein Stück spielst, dass du auf den Punkt eine Stimmung treffen musst.

VP 7: (unterbricht)

Aber das ist ja was anderes. Da ist ja das Material vorgegeben.

VP 8:

Wenn du Gewitter spielst, dann ist auch das Material vorgegeben.

VP 7 :

Aber das finde ich jetzt schwierig, so Emotionen aus mir selber zu spielen. Das ist vielleicht eher der Kurs für fortgeschrittene Schauspieler und weniger für uns.

VP 5:

Also, ich fand es gerade erstaunlich, dass ich dieses Bockige in der phlegmatischen Haltung  hatte.

VP 9:

Du kannst immer bockig sein.

VP 5:

Das weiß ich nicht.

VP7:

Du hast das Bockige gefunden.

VP 5:

Ja, das ist einfach aufgetaucht.

VP 7:

Überleg mal: Schüler in der Schule, die bockig sind. Das ist doch eine Verweigerungshaltung.

C. E.:

Null Bock.

VP 5:

Null Bock und doch Bock. Nur nicht Bock auf das, was da gerade ist.

VP 7:

Null Bock auf „Alle meine Entchen“.

VP 7 zu VP 8:

Was schwebte dir denn vor an Stimmung?

VP 8:

Ja, wir hatten ja schon mal so was mit Wetter, oder auch mit dem Meer und den Fischen.

C. E.:

Also, so eine Stimmung aus der Natur?

VP 8:

Ja, so etwas, wodurch so eine Einheitlichkeit entsteht. Es muss ja etwas sein, wo wir so alle in die gleiche Richtung getrieben werden.

VP 7:

Das ist natürlich ein sehr weites Feld. Wenn du z.B. Sonne sagst. Ich würde es lieber musikalisch eingrenzen. Man könnte ja sagen, ruhig im Pianobereich. Und dann, was es an konkreten Bildern auslöst, vielleicht freilassen.

Zusammenfassung

Es werden die drei Möglichkeiten der Aufgabenstellung diskutiert: Naturvorstellungen als Stimmungsvorgabe, rein musikalische Aufgabe oder eine emotionale Stimmung (Beispiel: Wut oder Trauer)

Aus dem Gespräch

VP 5:

Ich finde das interessant, so was wie Wut oder Trauer. Das ist doch viel mehr Stimmung, wie wenn du sagst: ruhiges Piano.

(…)

Trauer fände ich z.B. interessant.

VP 7:

Ja, ich auch, aber nicht in dem Kontext. Hier geht es doch jetzt darum, welche Körperhaltung nehme ich ein, wenn ich so eine Stimmung spiele und nicht irgendwelche Trauerstereotype zu haben. Da muss ich dann tiefer rein gehen. Das ist mir zu viel.

C. E.:

Wir können ja mit einem ruhigen Piano anfangen.

VP 5:

Ok. Ruhig ist für mich eine Gefühlsqualität. Aber Piano alleine ist für mich keine Gefühlsqualität. Da stoße ich mich dran.

VP 7:

Wie wäre „verhalten ruhig“?

1. Stück

Aufgabe: Improvisation mit dem Titel: Verhaltene Ruhe. Die Spieler probieren aus, in welcher Körperhaltung sie das am besten umsetzen können.

Hörbeispiel: E8 Phase 4.1

Nachgespräch

VP 5:

Ich würde jetzt gerne ein Stück mit dem Titel: „Ruhig entspannt“ spielen.

VP 7:

Oder „gelöst“. „Gelöste Ruhe“.

VP 5:

Ja, „Verhalten“ habe ich jetzt als sehr verkrampft empfunden. Und mich würde das interessieren, da ein Gegengefühl zu entwickeln in dem Ruhigen trotzdem.

2. Stück

Gelöste Ruhe

Hörbeispiel: E8 Phase 4.2

Nachgespräch

VP 8:

Das war ja viel bewegter. Ich habe auch viel mehr Impuls gehabt, bewegter zu spielen, als vorher. Und körperlich finde ich die Beweglichkeit des Beckens komplett anders.

C. E.:

Wie anders?

VP 8:

Ja, freier. Raus aus der Erstarrung.

C. E.:

Hast du Zurückhaltung mit Erstarrung gemacht?

VP 8:

Ein bisschen war es davon. Ja. Ich habe auch schon bei dem ersten Stück gemerkt, dass ich, wenn ich zurückhaltend bin, dass ich immer in so eine gewisse Fixierung gehe. Gerda so im Beckenbereich. Und durch das gelöst, hat sich das körperlich eindeutig ausgewirkt.

VP 9:

Mir ist aufgefallen, bei dem ersten, das waren ja wirklich immer nur so Sekunden. Da waren fast keine Sprünge so drin. Und ich hatte das Gefühl bei dem Verhaltenen, dass ich mehr so nach innen musste. Ich habe dann festgestellt, dass man dann sehr schlecht atmen kann. Und ich habe mich dann mal aufgestützt. Aber da war ich dann auch sehr unbeweglich. Und bei dem Gelösten, da habe ich so ein bisschen gekreist. Also, das fand ich sehr, sehr angenehm. Und dann war das Spielen eben auch ganz anders. Da waren viel mehr melodische Züge bei dem zweiten. Das war vom Spielen auch viel angenehmer.

C. E.:

Ich hatte auch so was nach innen gerichtetes. Ich hatte das Gewicht so nach hinten. Und ich habe mehr so nach unten geguckt, oder so in mich rein. Den Kopf gesenkt, so wie wenn man in sich hinein hört oder so. Und bei dem Zweiten. Da hatte ich so das Gefühl: Ah, so gelöst – die Atmung war ganz anders. Bei dem Ersten hatte ich das Gefühl, die halte ich auch zurück. Die war verhalten. Ich nehme sie nicht als Impuls oder so. Die war zurückgehalten. Bei dem Zweiten habe ich dann mehr nach außen geguckt und mehr das Gefühl gehabt, der ganze Körper bewegt sich mit.

VP 7:

Ich habe mich bei dem Verhalten immer mehr so in eine Kugelform begeben. Und ich mache das eigentlich viel, dass ich mit geschlossenen Augen singe. Aber ich habe dann zwischendurch bewusst mal geguckt und keine guckte zurück, wie ich da hing. Und das war natürlich wunderschön, weil es die Distanz so schön groß machte und dies Verhaltene auch noch unterstützt hat.

C. E.:

Das niemand zu dir hingeguckt hat?

VP 7:

Ja, und das überhaupt niemand geguckt hat. Einfach dadurch waren dann alle weit weg. Und bei dem Gelösten, war dann vor allem Schulter, Nackenbereich, der dann gelöster war. Das mit dem Atem ist klar. Dann sind wir ja auch lauter geworden. Und „Verhaltene Ruhe“ sind für mich wie Begriffe. „Gelöste Ruhe“ fand ich sehr rund. Aber „Verhaltene Ruhe“. Nur Verhalten, da hätte auch etwas Bewegtes rauskommen können. Und dann, aber das kann man vielleicht auf der Aufnahme hören, hatte ich das Gefühl, dass wir bei dem ersten Stück besser aufeinander gehört haben. Während ich bei dem zweiten Stück zwar das Gefühl hatte, dass wir darin gebadet haben, was die anderen gemacht haben. Das hatte was Selbstgenügsameres.

VP 8:

Vielleicht war man mehr auf sich selbst konzentriert. Bei dem anderen hatte man ja auch so unheimlich viel Zeit, zu reagieren, weil es so langsam war.

VP 5:

Interessanterweise bei dem zweiten habe ich gedacht: Ich würde jetzt gerne sofort auf den Knopf drücken und es noch mal abspielen, weil es mich wirklich interessiert, wie das geklungen hat. Ich fand das wirklich jetzt ein tolles Experiment. Wir haben bei der Ruhe jetzt so zwei verschiedene Qualitäten versucht. Ich habe das ganz deutlich empfunden, dass man in einer anderen Stimmung ist. Und auch körperlich. Bei dem „Verhalten“, da habe ich hier eher so einen Knoten um den Unterbauch gehabt. Bei dem „Gelösten“ ist es eben auch gelöster gewesen. Aber das war ja jetzt nicht durchgehend Hei ti tei., was wir gemacht haben. Es hatte ja auch Reibungen und Disharmonien, aber es hatte eben trotzdem das Gelöste. Und das würde mich interessieren, wie es auf einen wirkt, wenn man das als Einheit geboten kriegt, ohne dass man dabei beteiligt ist. Ob das jetzt einen harmonischen oder einen disharmonischen Charakter hat.

VP 7:

Was heißt schon harmonisch.

C. E.:

Für mich war das mehr klanglich. Der Klang ging so auf.

(…)

3. Stück

beschwingt

Zusammenfassung der Diskussion vor dem Stück

Ich schlage vor eine ähnliche Aufgabe mit einem bewegten Grundtempo zu probieren. VP 7 merkt an, dass ihr das zu begrenzt scheint für die Umsetzung einer Stimmung. Man kann ja auch mit einem Ton etwas Heiteres machen. Wir einigen uns auf den Titel „Beschwingt“.

Aus dem Gespräch vor dem Stück

VP 8:

Jetzt fangen wir alle im Dreiertakt an. (Gelächter)

Hörbeispiel: E8 Phase 4.3

Nachgespräch

VP 7:

Ich fand es teilweise mehr übermütig als beschwingt.

VP 5:

Also, das ging mir auch so. Ich fand das also ganz schwer. Wirklich beschwingt fand ich das eigentlich nie. Das, was ich mir unter beschwingt vorstelle, das kam eigentlich nie raus.

VP 7:

Ich glaube, das ist das Problem mit außermusikalischen Begriffen. Was wir uns, glaube ich, alle unter beschwingt vorgestellt haben, ist eine Leichtigkeit.

VP 5:

Ja, aber diese Leichtigkeit war nicht durchgehend leicht. Das war so eine gewollte Leichtigkeit. Die hat sich nicht wirklich entfaltet.

VP 7:

Ja, was gefehlt hat, war das es mal so durchgeschwungen ist. Dadurch war es nicht wirklich beschwingt. Es war dann eher so übermütig.

C. E.:

Auffällig war, dass es so eine rhythmische Ordnung hatte.

VP 5:

Ja, aber nicht am Anfang. (zu Vp 8) Du hattest ja mit so Fetzen angefangen. Die waren nicht so geordnet.

C. E.:

Ja, aber die waren auch nicht ametrisch.

VP 8:

Mir ist aufgefallen, dass wir viel harmonischer gespielt haben, wie sonst.

VP 9:

Man hatte auch nicht so das Bedürfnis, Klänge aus zu probieren.

C. E.:

Wie war es mit euren Spielpositionen?

VP 8:

Ich war in einer Normalposition.

VP 9:

Ich auch und ich habe mich so ein wenig bewegt. Das war sehr angenehm.

VP 7:

Ich hatte so eine ganz bewegliche Tallie.

VP 5:

Ich bin so subjektiv nicht in das Schwingegefühl gekommen und ich bin auch körperlich nicht reingekommen. Von meinem Körpergefühl war das eher unbeschwingt, woher auch immer das bedingt war.

4. Stück

Ein zweites Stück mit dem Titel „beschwingt“

Zusammenfassung des Vorgespräches

Wir entwickeln gemeinsam die Aufgabe, dass wir ein zweites Stück mit dem Titel „beschwingt“ spielen. Vorher gibt es Stille, in der jeder körperlich in sein eigenes Schwingen finden soll. Während des Spielens kann das zu einem gemeinsamen Schwingen kommen, muss aber nicht.

Hörbeispiel: E8 Phase 4.4

Nachgespräch

VP 7:

Wo bleibt der Sekt.

VP 5:

Habe ich auch gedacht. Beschwingt und nicht beschipst.

VP 8:

Aber der Dreier spielt doch immer wieder eine Rolle. Tänzerisch halt.

C. E.:

Ja, ich glaube Tanzen hat halt was von „beschwingt“ und wir haben immer wieder so Rhythmen gesucht.

VP 9:

Mir ist aufgefallen, dass ich durch die Tongebung den Schwung verdeutlicht habe.

VP 5:

Eine ganze Phase hat jeder so sein Schwingen gesucht. Jeder sehr für sich.

C. E.:

Ich dachte, das ist wie so eine Schulklasse, die über die Straße geht, weil sie gerade alle irgendwie ein Eis gekriegt haben.  (Gelächter) Und dann gegen Ende hatten wir mehr so einen Rhythmus und auch so eine Tonalität.

VP 9:

Und dann so am Schluss die Ruhe.

 

(…)

VP 5:

Das hat ja tatsächlich eine ganze Weile gedauert. Aber ich habe auch deinen Rat befolgt und erstmal so versucht für mich alleine dieses Schwingen zu finden. Und von dortaus ging dann auch das andere erst. Das war für mich schon klar. Wenn du das vorher nicht so gesagt hättest, dann wäre ich vielleicht wieder verloren gewesen. Dann hätte ich zu schnell …

VP 7: (unterbricht)

…. gedacht: jetzt muss es ein Stück werden. Ich glaube, das muss man sich dann auch erlauben, dass es sehr lange dauert, bis es so was wird. (…)

VP 5:

Und was ich jetzt gut gebrauchen konnte, war dieses Einstimmen alleine, was ja nicht nur gedanklich, gefühlsmäßig, sondern auch physisch, körperlich ist. Das hat mich da jetzt besser reingebracht, wie bei dem Versuch davor.

VP 7:

Das war ja auch unsere selbstgewählte Aufgabe. Wir setzen eine Stimmung von außen und schauen, was passiert mit dem Körper. Das war die ursprünliche Aufgabe. Und bei „beschwingt“ haben wir bemerkt: das geht nicht. Da müssen wir erstmal bei uns anfangen mit dem Schwingen und dann geht das. Das sind zwei verschiedene Wege. Ich habe immer meine Schwierigkeiten mit diesen von außen vorgegebenen Stimmungen, wenn sie in Richtung Emotionalität gehen.

VP 5:

Was heißt denn für dich Emotionalität?

VP 7:

Z.B. Angst.

Zusammenfassung

Im Weiteren stellt VP 5 erneut die Frage, ob wir nicht starke Emotionen wie Trauer oder Angst auf eine ähnliche Art ausprobieren könnten. VP 7 und VP 8 äußern ganz klar, dass sie dazu nicht bereit sind. Vp 8 hat einen Trauerfall in der Familie gehabt und sagt, dass sie das nicht kann und VP 7 sieht die starke Gefahr, dass man nicht wirklich in so eine starke Emotion hineingeht, sondern sie mit Floskeln illustriert. Wir unterscheiden im Weiteren zwischen Stimmungen, wie z.B. beschwingt und starken Emotionen, wie Angst oder Trauer.

 

Phase 5: Freie Improvisationen

 

Hörbeispiel: E8 Phase 5.1

2. Hörbeispiel: E8 Phase 5.2

 

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